Pfarrei Obernau

Dem Besuch von Peter Spielmann an mehreren von Christen geführten Kindergärten, Realschulen und Gymnasien im Libanon

war die Einladung der Alinaiet- Schule in Aleppo vorausgegangen. Diese Schule wird inzwischen bereits von einigen Dutzend Spenderinnen und Spendern vom Untermain bis nach Würzburg unterstützt. In der vom Syrienkrieg verschont gebliebenen Stadt Tartus hinter der syrischen Grenze endete für Peter Spielmann wegen der Kriegswirren die erhoffte Weiterreise nach Aleppo. So blieb Peter Spielmann viel Zeit, die orientalische Gastfreundschaft im Libanon zu genießen und die pädagogische Arbeit an christlichen Schulen zu erkunden. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die erzieherische Arbeit, die diese Schule leisten, ist exemplarisch, was die Kompetenz der Lehrkräfte, Vielfalt, Toleranz und das Menschenbild angeht, die diese Schulen prägen.
So besuchte Peter Spielmann eine Schule im südlibanesischen Hisbollahgebiet mit 3000 Schülerinnen und Schülern und nur 150 christlichen Kindern und Jugendlichen. Der mehrheitliche Rest sind Muslime, Schiiten, Sunniten und Druzen. Die muslimischen Eltern schicken ihre Kinder trotz Schulgeldes gerade deshalb an diese Schulen, weil sie um den guten Ruf dieser Schulen wissen, weil diese Schulen ein exzellentes Ausbildungsniveau haben, Werte und Prinzipien vermitteln. Drei Schaukästen im Direktorat und Foyer der Schule bergen eine Fülle von Pokalen und Auszeichnungen von Seiten des libanesischen Kultusministeriums. Mit Diskretion, Wohlwollen und Toleranz wird dort Ökumene unter den verschiedenen Religionen gelebt. Selbstverständlich wird das Kopftuch toleriert, und die zwölf Feiertage im Land werden gemeinsam gefeiert. Nationalfeiertag ist der 25.März, das Fest Mariä Verkündigung. Frau Dr. Colette Aoun, die pädagogische Leiterin des Colleg von Kfarschima, südlich von Beirut gelegen, schreibt über das Schulkonzept„Unsere Schulen müssen sich ständig Fragen nach den Unterrichtszielen und den Methoden stellen und dies im Licht der pädagogischen, didaktischen und technologischen Erneuerungen. Ständige Weiterbildung der Pädagogen für die Erziehung der Kinder zwischen 3 und 18 Jahren ist deshalb geboten.“ Das Schulkonzept permanenter Schulentwicklung wurde von Sr. Dominique Halaby, in den USA ausgebildete Gründerin vieler Schulen im Libanon entwickelt. Deutschland ist für die Schülerinnen und Schüler gerade der Oberstufe, in der Peter Spielmann über Deutschland referierte, kein unbekanntes Land. Die anschließende offene Diskussion mit den Lehrkräften und Schülern, Christen wie Muslimen, bezog sich vor allem auf Fragen des Dialogs der Religionen, auf das soziale Leben, auf Grundhaltungen und Werte. Eine solche Diskussion mit intelligenten jungen Menschen ideologisch abzuwürgen, wie dies in unverantwortlicher Weise in einigen Ländern des Vorderen und Mittleren Orients geschieht, lähmte die geistige Lebendigkeit, Wachheit, Kreativität, geistige Entwicklung und Zukunft eines Landes. Der auf 215 Seiten angewachsene bunte Jahresbericht der Schule zeigt die geistige Weite, Vielfalt und Früchte einer von Toleranz und Menschenwürde geprägten Schule - in den Worten einer Mutter aus dem Jahresbericht: „Wir haben ein ruhiges Gewissen, wenn wir unsere Kinder an diese Schule schicken.“
Peter Spielmann, Aschaffenburg

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